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Feuer an Bord!

und gefangen im eigenen Auto

Es hat gekracht, das Auto brennt und ich komme nicht raus!

Man wünscht es keinem, doch die Realität spricht eine andere Sprache: Autounfälle sind in unserem Alltag allgegenwärtig. Und wenn man selbst in einen verwickelt wird, ist man froh, wenn die aktiven und passiven Sicherheitseinrichtungen des Fahrzeuges, in dem man sich befindet, auch alle funktionieren. Doch wie verhalte ich mich richtig, wenn das Fahrzeug nach dem Crash wieder zur Ruhe gekommen ist. Es ist für Sie unter Umständen sogar lebenswichtig, aus Ihrem Unfallauto so schnell wie möglich raus zu kommen. Selbst Ruhe bewahren fällt dabei schwer ist aber oberstes Gebot. Also Cool bleiben!



Ausgelöste Airbags sind keine Luftballons, sondern sie fallen wieder in sich zusammen. Man kann sie von sich wegdrücken, um sich im Fahrzeug zu orientieren. Vorsicht! Nicht in die Nähe des Auslösungspunktes am Lenkrad oder – beim Beifahrerairbag – unmittelbar am Armaturenbrett greifen. Unter Umständen ist es da noch sehr heiß, weil Fahrer- und Beifahrerairbag durch Sprengladungen ausgelöst werden. Im Gegensatz dazu werden die meisten viel kleineren Seiten- bzw. Kopfairbags durch Druckluft aufgeblasen. Sie selbst werden im Fahrzeug in eine Staubwolke von weißem Pulver gehüllt sein, welches sich überall absetzen wird. Das ist Talkum, ein ungefährliches trockenes Gleitmittel, mit dem die Luftsäcke der Airbags behandelt werden, damit sie sich besser entfalten. Schließlich warten diese manchmal Jahrzehnte auf ihren Einsatz und würden  ohne diese Behandlung im Laufe der Zeit zusammengeklebt sein.



GANZ WICHTIG!!!

SOFORT die Zündung ausschalten!  Gerade bei erheblichen Frontschäden ist die Kraftstoffpumpe im Heck der meisten Fahrzeuge zu 100% intakt. Bei eingeschalteter Bordspannung fördert die Kraftstoffpumpe unaufhörlich weiter. Bei Beschädigungen des Kraftstoffsystems im Frontbereich wird in wenigen Minuten der gesamte Tankinhalt in den Motorraum gepumpt. Die heiße Abgasanlage oder auch Funkenflug durch beschädigte Kabel besorgen dann den Rest.

Zwei Beispiele aus meiner Praxis:



Beispiel 1



          VW Golf V – Während der Fahrt auf einer Autobahn riss durch Materialermüdung vor der Einspritzanlage die Kraftstoffleitung. Der Fahrer erlebte dieses Ereignis folgendermaßen:



         Urplötzlich versagte bei voller Fahrt der Motor. Unmittelbar darauf roch es im Innenraum nach Kraftstoff. Wenige Sekunden Später drangen Flammen  an der Hinterkante der Haube aus dem Motorraum und schlugen außen gegen die Frontscheibe.



          Mit einer Notbremsung schaffte es der Fahrer, seinen VW Golf auf dem Standstreifen zu stoppen, wo er sofort fluchtartig ausstieg. Verständlich ist, dass der Fahrer in dieser Situation nicht daran dachte, die Zündung auszuschalten. Da die Batterie trotz des Feuers weiterhin  Strom lieferte, wurde restliche Tankinhalt in den Vorderwagen gepumpt. Der Golf brannte komplett aus.


Beispiel 2



OPEL-Vectra – Wieder war eine defekte Kraftstoffleitung die Ursache. Allerdings wurde durch die Undichtigkeit nicht die Versorgung des Motors unterbrochen.


Der Fahrer registrierte Kraftstoffgeruch. Im Rückspiegel sah er, dass seinem Auto eine Feuerfährte folgte.


        Sofort  hielt er am Straßenrand an, stellte den Motor ab und verließ sein Fahrzeug. Inzwischen brannte bereits der Motorraum. Jedoch wurde der Brand nicht weiter mit Kraftstoff versorgt. Noch bevor die Feuerwehr eintraf, war das Feuer wieder verloschen.


Sollte also bereits Feuer im Frontbereich ausgebrochen sein, unterbinden sie mit dem Ausschalten der Zündung eine schnelle Ausweitung des Brandes. Das Auto wird nicht wie in einem Actionfilm demnächst spektakulär explodieren. In Ihrer Fahrgastzelle sind sie noch eine kurze Zeit sicher. Jedoch diese Zeit ist knapp.


Der nächste Schreck, dem Sie nach dem Crash ausgesetzt sein könnten, ist dass sie sich nicht aus dem Sitz befreien können. Ursache ist der Gurtstraffer, welcher Sie mit dem Sicherheitsgurt fest auf den Sitz und gegen die Rückenlehne zieht. Auch hier Ruhe bewahren und wie folgt vorgehen:


1.      Gurtschloss ertasten und versuchen, den Sicherheitsgurt zu lösen – sprich: das Gurtschloss wie gewohnt öffnen. Wenn das nicht geht,


2.      ist die Zugbelastung durch den Gurtstraffer zu hoch, so dass das Schloss sich nicht öffnen lässt. Der Gurtstraffer hat seinen Dienst verrichtet und ist jetzt außer Funktion. Um den Gurt wieder zu entlasten, kann man beispielsweise den Sitz entriegeln und zurückschieben. Viele Automarken haben die Entriegelung vorn unten am Sitz. Bei ausgelöstem Gurtstraffen kann man sich aber nicht nach vorn beugen und kommt da nicht ran. Da bleibt nur der Griff zur Rückenlehnenbedienung. Die sollte problemlos auch aus der Zwangshaltung mit gestrafftem Sicherheitsgurt zu erreichen sein. Die Rückenlehne in Richtung Liegeposition stellen, und der Gurt wird locker. In den meisten Fällen lässt sich das Gurtschloss jetzt öffnen. Wenn nicht kann man je nach körperlicher Verfassung aus dem Gurt herausklettern. Wenn das nicht geht, dann bleibt nur noch die eine


3.      Möglichkeit: den Gurt durchschneiden. Insbesondere Halter eines Fahrzeuges mit elektrisch verstellbaren Sitzen sollten darauf vorbereitet sein, im Falle eines Unfalles den Sicherheitsgurt zerschneiden zu müssen, um sich aus dem Auto zu befreien. Wenn in Folge des Unfalles die Bordelektrik ausfällt, lässt sich nichts mehr bewegen … kein Sitz, kein Fensterheber, und manche Fahrzeuge verriegeln auch noch selbsttätig die Türen … Dann ist man richtig angeschmiert.


Zum Durchschneiden des Sicherheitsgurtes gibt es sogenannte Gurtmesser. Dieses Gurtmesser fädelt man wie eine Büroklammer auf den Gurt und mit einem kräftigen Zug sollte dieser damit durchtrennt werden. Ich persönlich zweifle jedoch daran, das Material des Sicherheitsgurtes mit einem Schnitt durchtrennen zu können, und habe deshalb ein Teppichmesser (Cuttermesser) im Auto platziert. Bloß wo? Im Handschuhfach oder sonst wo auf dem Armaturenbrett? Der Gurtstraffer sorgt dafür, dass man durch den Unfall nicht dagegen kracht. Also kommt man auch nach einem Unfall da nicht heran. Die Mittelkonsole – sofern Ihr Auto eine hat – mit ihren Ablagen ist ein sehr guter Platz. Oder auch ein Ablagekasten in der Tür oder am Sitz ist angeschnallt mit einer Hand gut zu erreichen.

Das rettende Messer sollte aber nicht einfach nur dort abgelegt sein. Bei einem Crash fliegt alles, was nicht niet- und nagelfest im Auto ist, unkontrolliert herum und landet irgendwo, wo sie es nicht vermuten. Sie haben nicht die Möglichkeit und erst recht auch nicht die Zeit das Messer zu suchen. Am besten kleben Sie es mit einem Stück stabilen Klebeband in der von ihnen bevorzugten Ablage fest. Dann ist es auch noch da, wenn sich das Auto mehrmals überschlagen hat.

Sie haben sich jetzt aus dem Gurt befreit und wollen aus dem Auto raus. Die Tür ist aber verkeilt und lässt sich nicht öffnen. Auch jetzt keine Panik! Probieren sie erst mal die anderen Türen, wenn Sie einen Kombi oder VAN mit Fernentriegelung haben auch die Heckklappe. Die Frontscheibe ist zwar sehr groß. Es ist aber auch eine fest eingeklebte Verbund-Sicherheitsglasscheibe (VSG). Sie lässt sich nicht einfach – wie im Film – von innen heraustreten oder gar zertrümmern. Die Seitenscheiben und auch die Heckscheiben dagegen bestehen aus ESG (Einscheiben- Sicherheitsglas). Einmal angeknackst zerfallen diese in lauter kleine ca. 5mm große Würfel. Wer es sich zutraut, kann seinen Ellenbogen benutzen. Besser man nimmt einen harten Gegenstand und drischt damit die Scheibe kaputt. Schraubenschlüssel, Hackenschuh - zur Not geht der Zündschlüssel, den müssen Sie nicht erst suchen - in die Faust nehmen, so dass der Bart zwischen Mittel- und Ringfinger herausguckt und gegen die Scheibe boxen. Vorsicht! Beim Einschlagen die Augen schließen – besser noch: das Gesicht abwenden.  Nur noch die restlichen Splitter aus dem Rahmen schubsen und dann durch das Fenster herausklettern.

Hoffentlich geraten Sie niemals in eine solche Situation. Aber wenn doch sollten diese Hinweise Ihnen eine Hilfe gewesen sein.


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